‚Breath is the life of all beings, therefore is all enliving. The same as that which depends on the essence of food.‘ Taittiriya Upanishad
Ayur-What?
Mit dem Yoga-Boom im Westen begegnet uns immer häufiger das Wort Ayurveda. Yoga-Journale, Geo-Magazin und der Spiegel, sie alle entdecken und wertschärtzen die alte indische Heilkunde.
Was ist dieses Ayurveda? Versponnenes Heilertum? Ein Löffel Curry im Essen? Oder medizinisch wirksames Konzept? Was kann Ayurveda und warum ist es so unabdingbar mit dem Yoga verflochten?
Die Ayurveda entspricht der „Indischen Naturheilkunde“

Die Ayurveda hat ihren Ursprung im heutigen Nordindien und Pakistan. Das Wort Ayurveda setzt sich aus ayus, das Leben, und veda, die Lehre, zusammen und bedeutet demnach „das Wissen vom Leben“. Das ayurvedische medizinische System wird von einer ganzheitlichen Sicht auf die physischen, psychologischen und spirituellen Aspekte des Lebens getragen.[1]
Als bedeutender Wegbereiter der Ayurvedischen Medizin gilt Charaka, welcher im 4. Jhd. nach unserer Zeitrechnung im nördlichen Indien gelebt haben soll.[2] Sein bis heute aktuelles Werk, die Charaka Samhita, gilt als die älteste erhaltene medizinische Schrift.[3]
Ayurveda und Ernährung
Ein Teil des Ayurvedischen Systems besteht aus einer Ernährungslehre, die an die Tages- und Jahreszeiten und an den Esser angepasst ist. Im Ayurveda sind die Qualität und Quantität des Essens, die ausgewogene Zusammenstellung der Nahrungsmittel, die Achtsamkeit beim Essen, sowie die körpereigene Verdauungskraft von großer Bedeutung.[4] Das klingt erst einmal kompliziert, ist es aber gar nicht.
Das Verdauungsfeuer
Die Verdauungskraft, im Ayurveda āgni genannt, ist der Schlüssel für Gesundheit und Krankheit. Unser Agni ist unser Motor, unsere transformative Kraft. Agni sitzt im Magen und Dünndarm, aber auch in jeder einzelnen Zelle, wo es für die Zellerneuerung zuständig ist.

Agni ist verantwortlich für die Verdauung und Assimilierung von Nahrung im stofflichen, wie im feinstofflichen Sinne. Denn auch alles, was durch die fünf Sinnesorgane in uns dringt, wird ebenso von Agni verarbeitet.
Damit unser Verdauungsfeuer Energie bringend brennen kann, müssen die Dosa im Gleichgewicht sein. Sind sie gestört oder wird Agni durch unverträgliche Nahrung geschwächt, entstehen Toxine, die in ihrer Ansammlung zu Krankheiten führen.
Die Ayurveda empfielt, einmal im Jahr eine Detox-Kur durchzuführen, um das Verdauungsfeuer zu regenerieren und präventiv Erkrankungen zu vermeiden.
Die Fünf Elemente
Die Ayurveda-Lehre ist eine Elementenlehre. Laut Ayurveda besteht alles aus den fünf Elementen: Wasser, Erde, Feuer, Luft und Raum. Der Raum bietet die Bühne, auf welcher sich alle Elemente auf verschiedene Weise zusammensetzen. Wir alle sind zu Form gewordene Elementen-Puzzle, bestimmt durch die Kraft und die Eigenschaft eben dieser Elemente.
Die Dosa-Lehre
Die Dosas oder auch Bioenenergien, setzen sich aus jeweils zwei Elementen zusammen. Sie heissen vāta, pitta und kāpha. Vāta setzt sich aus Luft und Raum, Pitta aus Feuer und Wasser, Kapha aus Wasser und Erde zusammen. Vata steht für die Kraft der Bewegung (skt. vikśepa) und ist in seinen Eigenschaften leicht und trocken. Pitta ist die Kraft der Transformation und Aktion (ādāna). Pitta zeigt sich in Hitze und Intensivität. Kapha, die Kraft der Struktur und Stabilität (skt. visārga), ist feucht und schwer.
Im Ayurveda gibt es drei Grundtypen, sowie „Mischtypen“ der Konstitution. Die Konstitutionstypen ergeben sich aus einer bestimmten Elemente-Kombination, wobei bei jedem Typ immer alle Elemente enthalten sind, 2-3 Elemente aber dominieren.
Jede dieser Kräfte (Dosa) zeigt sich, materialisiert und in verschiedenster Kombination, in allen Lebewesen und somit auch in uns Menschen.
Alle Dosas zeichnen sich durch individuelle Nahrungsbedürfnisse und Verdauungskapazitäten aus. Das Wissen um sie ist Schlüssel zum Erhalt von körperlicher und mentaler Stabilität. Das Verständnis um die Konstitutionstypen hilft bei der Erstellung individueller Ernährungsempfehlungen.
‚He whose dośas are in balance, whose appetite is good, whose body, mind, and senses remain full of bliss, is called a healthy person.‘ Sushrita Samhita
Ayurveda-Ernährung in der Praxis
‚May the universe never abuse food. Breath is food. The body eats food‘
sagt die Taittriya Upanishad und meint damit die Kraft des Atems („breath is food“) einerseits und die Bedeutsamkeit des Essens andererseits.
In der Ayurvedia-Ernährung gibt es viele substanzielle Faktoren, die eine Mahlzeit zu einer „Ayurvedischen Mahlzeit“ machen.
Das Prinzip der Nicht-Verletzung im Ayurveda, ahimsa (skt.), steht für eine vegetarische, heutzutage eher vegane Lebensweise. Weiter ist, neben der individuellen Konstitution, die Qualität und Herkunft der Nahrungsmittel wichtiges Kriterium.
Neben Qualität spielt auch die Quantität, also die Menge des Essens, eine grosse Rolle. Wenn Du mit beiden Händen eine Schale formst, so entspricht dieses ungefähr der Größe Deines Magens. Ideal ist, nicht mehr zu essen, als in Deine beiden Hände hinein passt. Versuche auch, Dein Essen in Ruhe zu essen. Um so entspannter wir essen, um so besser verdauen wir. Das heisst auch, dass Vitamine und andere Nährstoffe vom Körper besser aufgenommen werden können.
Ayurveda-Wissen Heute
Trotz der großartigen Möglichkeiten, welche uns die Moderne Medizin bietet, erfolgt in Indien, Europa und in Amerika eine Hinwendung zu der Ayurveda-Medizin hin. Dies liegt sicherlich darin, dass in dem Ayurvedischen System jeder Mensch als Individuum betrachtet wird. Sein Leiden wird nicht symptomatisch, sondern ursachenbezogen behandelt.
Hierbei spielen nicht nur die physischen, sondern auch psychische und geistige Faktoren eine große Rolle. Das Ayurvedische System ermöglicht, den Menschen ganzheitlich zu betrachten, zu balancieren und zu heilen.
Die Ayurveda verspricht uns, durch Befolgen weniger Regeln, körperliche und seelische Vitalität, ein gesteigertes Wohlbefinden und ein längeres, glücklicheres und gesünderes Leben.
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Literatur:
[1] Lad, Vasant und Frawley, David.
[2] Rhyner, Hans-Heinrich.
[3] Rhyner, Hans-Heinrich.
[4] Rhyner, Hans Heinrich.
[5] Lad, Vasant und Frawley, David.
[6] Mittwede, Martin.