Unwind – Vier Selbstliebe-Rituale für den Herbst

Vier regenerative Rituale, um liebevoll im Herbst anzukommen

 Spürst du auch so ein inneres Aufatmen. Und spürst du, dass unter den kühlenden Westwinden deine Haut und dein Herz diesen Sommer ganz erfüllt und dankbar gehen lassen?

Dieser Sommer hat uns auf wirklich magische Weise genährt und tiefe Kraft geschenkt. So viel Licht und Wärme – samt einer Menge an Vitamin D, das wir dringend für unsere seelische Balance im kommenden Winter benötigen.

Dennoch: so ein intensiver Sommer kann sich erschöpfend auswirken. Windige, leichte, luftige Menschen fehlt es nach der Hitze oft an Bodenhaftung, an Standfestigkeit und Balance. Menschen mit einer Menge an innerem Feuer spüren die nachhallende Hitze jetzt an gereizter Haut, Akne, brennenden Augen und einem empfindlichen Magen. Sie fühlen sich leicht „ausgebrannt“. Appetit und Verdauung wirken launisch und irritiert.

Für alle Ayurveda-Typen kann Konzentration, Energie, Schlaf und Verdauung zu Beginn des Herbstes eine Herausforderung darstellen. Hitze und Wind wollen und sollten – laut Ayurveda – im Herbst gelindert werden.

„Let the beauty of what you love be what you do.

There are many ways to kneel and kiss the ground.“ Rumi

Ganz besonders unsere Seele möchte jetzt abgeholt werden. Sie möchte, nach langen Tagen am See und noch längeren, dichten, magischen Sommernächten nach Hause kommen. Sie möchte sich langsam von Aussen dem Inneren zukehren. Um die Früchte des Sommers mit Klarheit und Bewußtsein zu ernten. Um die Angst vor dem Vergehen zu lindern und um uns körperlich, wie mental für die dunkle Jahreszeit zu festigen und zu erden.

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Für deine Selbstliebe Rituale kannst du alles wählen, was dir wirklich gut tut.

Selbstliebe Rituale für deine Ganzheit

Je wuseliger es in unserem Kopf oder Körper zugeht, um so schwieriger ist es, den Anker auszuwerfen und die innere Mühle kurz anzuhalten. Hier findest du vier Selbstliebe-Rituale, die du mit wenig Aufwand und Zubehör anwenden kannst. Dank ihnen kannst du kleine Inseln der Ruhe bequem und einfach im Alltag integrieren.

Düfte und Essenzen – die Kraft von Aromen für dich einsetzen

Ob als Zusatz in der Badewanne, im Körperöl oder als Heilcreme, Düfte sind im Herbst unverzichtbare Tools, um uns zu balancieren und neue Kraft zu schöpfen.

Lavendel gehört zu den meist genutzten ätherischen Ölen überhaupt. Gerade wegen seinem regulierenden Einfluß auf unsere innere Hitze und den Wind (Pitta und Vata) ist Lavendel in der Ayurveda sehr beliebt. Die Blüte hat eine stärkende Wirkung auf den Geist und übt sich beruhigend auf unser Nervensystem aus. Lavendel eignet sich als Tee, als Badezusatz und als Massageöl – vor allem für die Füße.

Auch Neroliöl ist in der Ayurveda von großer Bedeutung. Neroli wird aus Orangenblüten gewonnen und hat eine einhüllende, schützende und empfangende Wirkung. Das Öl wirkt sich auf unsere Kreativität, sowie auf unsere Vertiefung aus und ist von aphrodisierender Natur. Besonders im Herbst hat es einen guten Einfluss auf unseren Schlaf.

Du kannst beide Essenzen in (wirklich kleiner Dosis: ungefähr 10 Tropfen) in dein Badewasser geben. Ich mische beide Öle gerne mit einem Trägeröl – zum Beispiel mit Mandelöl aus der Apotheke. Je nach Ölmenge kannst du tröpfchenweise ätherisches Öl dazu geben. Für ein Körperöl solltest du bei 100 ml Öl höchstens 20 Tropfen verwenden!

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Lavendel und Neroli – gehalten sein. (Werbung ohne Auftrag)

Für einen ausgeglichenen Morgen

Wenn du morgens unter Anspannung leidest, kannst du dich nach dem Bad mit deinem selbstgemachten Lavendel-Nerolikörperöl vom Herzen hin zu den Händen und Füßen einmassieren.

Du bist am Morgen eher energielos? Dann kannst du dein Mandelöl mit Rosmarin- und Lavendelessenz verfeinern und dich so energetisieren. Massiere dich dann von den Füßen und Händen zum Herzen hin.

Für einen entspannten Abend

Im Bett liegend kannst du deinen Brustkorb mit einem Lavendelöl oder – bei stärkerer Anspannung – mit Gold-Rosen-Creme von Weleda einreiben. Anschließend wickelst du eine Mullbinde (oder ein dünnes Handtuch) um deinen Brustkorb und legst dir eine leicht gefüllte Wärmflasche auf das Brustbein.

Unter dem Brustbein befindet sich unsere Thymusdrüse. Diese kann sich bei Erschöpfung zusammenziehen. Mit Wärme (oder leichtem Klopfen) können wir die Thymusdrüse anregen und unser Herz öffnen.

Auch eine Fussmassage wirkt am Abend sehr beruhigend. Einfach deine Füße im Bett für fünf Minuten mit Lavendelöl einreiben (Selbstgemacht oder von Weleda). Anschließend Socken darüber ziehen und in dein Bett kuscheln.

Nahrung – iss, was deinem Körper jetzt wirklich gut tut

Im Sommer finden wir weniger Zeit, um zu kochen und um uns ganzheitlich und regelmäßig zu versorgen. Um so wichtiger ist es, dem Körper jetzt das zu geben, was er wirklich braucht.

Im Herbst liebt unser Körper besonders warme Nahrung. Gekochte Nahrung ist leichter verdaulich und wirkt sich entspannend auf Verdauungtrakt und Nervensystem aus. Am Morgen und Abends ist sie besonders wohltuend. >>> Ernährung im Herbst

Saisonales Wurzelgemüse ist jetzt in allen Farben verfügbar. Nutze diese kräftigen und kräftigenden Gemüsesorten – in leichten Curries und Suppen schenken sie dir Balance und Kraft.

>>> klassiches Ayurveda Kitchari

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Kitchari eignet sich nicht nur als Kur-Essen, sondern auch zur Herbst-balance.

Ideale Gewürze für den Herbst

Wärmende und stabilisierende Gewürze für diese Jahreszeit sind Anis, Muskat, Zimt, Nelken, Kreuzkümmel, Koriander, Bockshornklee, Safran und frischer Ingwer. Einige von ihnen findest du auch im klassischen Ayurveda-Chai.

Kräuter für deinen „Unwind-Tee“

Zutaten, wie Melisse, Lavendel, Tulsi, Süßholz, Frauenmanteltee, Roiboostee mit Vanille, Süßholz und Fenchel sind ideal für deinen Herbst-Tee. Anstelle von Kaffe eignet sich jetzt Matcha- oder Grüner Jasmintee.

Meine Favoriten – Empfehlungen für fertige Teemischungen

Erd-Atem – mit dem Atmen in unser Zentrum zurückkehren

Unser Sommer-Aktionismus lässt uns im Herbst zunächst etwas stolpern und wir sind irritiert, ob der Langsamkeit, der Kühle und der plötzlichen inneren Leere. Wir fühlen uns leicht haltlos und reagieren schneller impulsiv.

Es gibt unzählige Atem-Übungen, die uns Vertrauen schenken und sich rundum beruhigend auswirken. Ganz besonders eignen sich Atemübungen am Morgen und am frühen Nachmittag. Hier hinterlassen sie einen „ent-windenden“ Eindruck und vermitteln uns das Gefühl von Geborgenheit.

Earth-Breath oder Earth-Meditation heißt eine Übung, die ich sehr oft zu Beginn in meinen Frauenkreisen anbiete. Insbesondere, wenn viele Frauen von ihrer Woche erschöpft sind. Earth-Breath braucht keinen größeren Kontext und kann auch ohne Leitung von dir selbst durchgeführt werden. Jetzt und überall.

Der Earth-Breath

Der Erd-Atem funktioniert im Sitzen, viel besser noch im Liegen – auf deinem Bauch. Nutze eine Yogamatte und darüber eine Decke. Du kannst dein Gesicht erst zur Linken ablegen und nach einiger Zeit wechseln. Lass deine Fersen bewußt nach aussen fallen und beginne, dich auf einen langsamen und entspannten Ausatem zu konzentrieren.

Wenn du spürst, dass du in einen guten Kontakt mit deiner Atmung gekommen bist, atme ein mit der Affirmation: Du (die Erde) hälst mich. Atme aus mit der Affirmation: Ich fühle mich gehalten. Führe dies ein paar mal durch, bis du spürbar tiefer in den Boden sinkst. Dann kannst du spielerischer werden, mit deinen Affirmationen.

Zum Beispiel: Du nährst mich, ich fühle mich genährt. Du schützt mich, ich fühle mich geschützt. Du liebst mich, ich fühle mich geliebt… Spüre dass du die Erde bist. Am Schluss lass allen Fokus los und spüre, wie du von deinem Atem in einem Meer von Wärme und Geborgenheit getragen wirst.

Die Türrahmen-Übung

Du meinst, du hast gerade nicht genug Zeit? Dann stell dich barfuß in einen Türrahmen, mit gespreizten Beinen. Die Hände presst du – möglichst weit aufgefächert – in die Rahmenseiten. Also die linke Hand in die linke Rahmenseite, die rechte Hand in die Rechte. Dazwischen stehst du aufgerichtet, spürst den Druck, die Kraft und somit dich. Lenke auch Bewußtsein in deine Füsse. Verweile kurz, verankere dich in dir, sage dir: Ruhe, Klarheit, Zentrierung. Verlängere deinen Ausatem auf liebevolle und entspannte Weise.

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Gehalten sein und sich halten lassen. Essentiell für uns im Herbst.

Verbindung –  mit Mindful Movement selbst der Wandel sein

Die Natur bietet uns einen unglaublichen Schatz für kleine und größere Momente mit uns selbst. Dabei muss es garnicht der lange Spaziergang sein. Auch kleine Übungen helfen dir, dich tiefer zu verankern und dich neu auszurichten.

Mindful Movement ist ein einfaches Tool, um Kontakt herzustellen – zu uns selbst, zu dem, was gerade ist und was wir gerade tun. Das Wunderbare am Mindful Movement ist, dass wir es beim Gehen, Stehen, Sitzen, Kochen, Essen – einfach überall ausüben können.

Vor allem im Herbst ist das Gefühl von Verbundenheit besonders wichtig, um Emotionen, wie Verlorenheit, Nervosität, Anspannung und Reizbarkeit einen geschützten Raum für Annahme zu bieten.

Mindful Movement hilft uns auch, wenn unser Atem hart ist und wir inneren Stress nicht so gut überwinden können. In dem wir uns – zum Beispiel – nur auf die Füsse und/ oder das Gehen konzentieren, löst sich Anspannung in der Atmung fast von selbst.

Einfache Übungen für Achtsamkeit und Auszeit im Alltag

Am Ende des Sommers finde ich es besonders schwierig, mich von meinen leichten, offenen Schuhen zu verabschieden. Feste Schuhe geben schnell das Gefühl, „eingebunden“ zu sein. Daher versuche ich im Herbst so oft es geht, meine Schuhe abzustreifen und eine Weile barfuß zu gehen. (Auch in den mülligen Berliner Parks findet sich immer eine Ecke ohne Zigarettenstummel…)

Die Erde ist jetzt kühl, das Gras eine seltsame Mischung aus Trockenheit und Feuchte. Während du barfuß im Gras stehst, lausche dem Wind. Was sagt der Wind? Ist er zart oder launisch, ist er wild und zehrend? Woher kommt er, wonach riecht er und wie fühlt sich deine Haut an, wenn der Wind über deine Hülle streift? Lass dich von ihm wiegen, während du deine Füße fest auf dem frischen Boden spürst. Fühle die Kraft in deinem Halt, in deiner Aufrichtung und darin, dass Du Teil des Wandels bist.

Dies sind kleine Momente, die wir für einfache und zugleich tief verbindende Beobachtungs-Übungen nutzen können. Sie holen uns aus dem Trubel zurück ins Jetzt, vom Kopf in unseren Körper hinein – und sind von nachhaltiger Wirkung.

Im Hier und Jetzt etwas für dich tun

Du siehst, für ein Selbstliebe-Ritual braucht es kein großes Yoga-Retreat oder keinen großen Plan der lautet: wenn ich das getan habe/ wenn ich dort bin, dann kann ich mich entspannen.

Vielleicht hast du auch andere Rituale, bei denen du besonders spürst, dass sie dir gut tun. Alles, was funktioniert, ist richtig. Je öfter du Inseln der Ruhe in deinem Alltag aufsuchen kannst, um so mehr kannst du dich in eine Selbstliebe-Routine hinein entspannen und inneren wie äußeren Wandelphasen gelassener entgegen sehen.

Je mehr Ruhe und Zentrierung in uns wachsen dürfen, umso mehr gelingt es uns, das verbleibende Jahr neu auszurichten. Getragen – nicht mehr überwältigt – von der Kraft des Wandels, können wir unser dunkleres Herbst-Selbst annehmen und aus ihm heraus schöpfen.

Für alle Selbstliebe-Rituale kannst du diese meditative Playlist nutzen >>> SPOTIFY PLAYLIST.

Alles darf alles sein was ist,

Deine Julia

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Bitte beachte

Alle Kräuterangaben gelten nicht für die Schwangerschaft. Bei andauernden Erscheinungen von Anspannung, Verdauungsproblemen, Erschöpfung etc. solltest du einen Arzt aufsuchen.

Bildquellen: Iara Vilardebo, Grit Siwonia, Julia Wunderlich & unsplash.com

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