Über Einklang, die Bedeutung unserer Sinne oder wie Unterscheidungskraft unser größter Lehrer sein kann.
Are you veda? fragt mich die kleine, orangefarbene Plastiktüte in einem Bio-Supermarkt und landet gleich in meinem Einkaufskorb. Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich so schnell zu haben bin. Are you veda? bietet neben getrockneten Mangos, Kokochips, Ananas und Ingwer auch noch ein paar Cashewnüsse. Indisches Knabberzeug also, gesund auch, aber are you veda? Ja, ich kaufe das kleine Tütchen mit rethorischem Kauf-Verleitungsspruch und es landet für 2 Wochen auf meinen Schreibtisch, wo es mich nicht müde wird, mich in leuchtendem Orange weiterhin zu fragen: are you veda?
Und ich frage mich: am I veda? Am I Ayur-Veda? Klar bin ich das, denn ich arbeite seit Jahren mit ayurvedischer Heilkräuter- und Ernährungskunde – aber so meine ich das nicht!
Are you Veda?

Veda bedeutet Wissen. Ayur-Veda heisst: die Lehre vom Leben. Also das, was uns das Leben lehrt, was wir durch Beobachtung und Erfahrung selbst lernen können.
Im Ayurveda ist der Begriff pratyaksa von grosser Bedeutung. Pratyaksa meint Beobachtung oder Wahrnehmung. Die Wahrnehmung ist hier zentrales Erkenntnismittel. Sie ist Ausgangspunkt für Betrachtung und Reflexion.
Wie funktioniert die Wahrnehmung?
Alles, was wir wahrnehmen, erreicht uns über unsere fünf Sinnesorgane. Unsere Wahrnehmung erfolgt letztlich durch ein Zusammenspiel von Sinnesorganen und dem wahrgenommenen Objekt. Augen, Ohren, Nase, Haut und Mund sind so Instrumente für Kommunikation mit der Aussenwelt. Je genauer unsere Sinnesorgane arbeiten, um so klarer ist unsere Wahrnehmung.
Im Ayurveda gehört, wie im Yoga auch, die Reinigung der Sinnesorgane zur täglichen Morgenroutine. Die Reinigung Deines Mundes, zum Beispiel – mit einem Zungenscharber oder durch das traditionelle Ölziehen mit Sesamöl. Beide Rituale beseitigen Giftstoffe, die sich über Nacht im Mundraum abgelagert haben. Durch das Zungenscharben oder das Ölziehen tragen wir zum Erhalt unserer Mundflora bei, stärken unser Zahnfleisch und erhalten die Schärfe unserer Geschmacksknospen.
Die Wahrnehmung als Lehrer
Wozu brauchen wir eine klare Wahrnehmung? Und was tun mit dem Wahrgenommenen? Je bewusster wir unsere Sinne und ihre Aktivität wahrnehmen, um so einfacher gelingt es uns, unsere Sinne und unseren Geist im Alltag zu beruhigen.
Gleichzeitig stärken wie unsere Unterscheidungskraft und Intuition. Geschulte Unterscheidungskraft verhilft uns zu erkennen, was für uns selbst bestmöglich ist und danach zu handeln. So gelangen wir in Einklang mit uns selbst und unseren Bedürfnissen. Mit sich und seiner Natur im Einklang zu sein, ist hauptsächliches Ziel im Ayurveda.
Zu abgespaced? Eigendlich ganz einfach und erdig. Beobachten wir bewusst, was wir erfahren, kann Wahrnehmung und die daraus gewonnene Erkenntnis bester Lehrer sein. Unsere Handlung erwächst so der eigenen Einsicht – durch angewandtes Wissen, Ayur-Veda pur!
Und „are you veda?“ ! Wenn wir uns mit der Kraft der Erkenntnis verbinden, ja.
I am Veda, we all are.
Schon Buddha soll gesagt haben: „Gehe nicht nach autoritären Schriften, sondern wonach Du bei Dir selber einsehen kannst.“